„Play it again, Paul“
Paul Kuhn ist ein Transmissionsriemen zwischen der Jazzmusik vor dem zweiten Weltkrieg und heute. Mit anderen Worten: Er ist einer der Wenigen, dessen Wurzeln in die Zeit eines Art Tatum, George Shearing oder Count Basie reichen. Wenn Paul Kuhn in die Tasten greift, sprudelt der Swing nur so aus ihm hervor, und mit seinen Arrangements baut er über diesen quirlig perlenden Strom eine Brücke, die damals und heute verbindet. Deswegen hat seine Musik etwas Zeitloses an sich.
Obwohl einer der dienstältesten Musiker hierzulande, gehört Paul Kuhn und seine Musik zu den erfrischendsten Erscheinungen unserer Zeit. Wo sich die meisten zur Ruhe setzen, da bricht er in einen neuen Lebensabschnitt auf. Der Lebensabend seiner Karriere ist seiner großen Liebe, dem Jazz, gewidmet. Obwohl Paul Kuhn während eines Großteils seiner Karriere mit Pop- und Tanzmusik in Verbindung gebracht wurde, galt seine Zuneigung seit seiner Jugend dem Jazz. 1939 tat er als Schüler eines Frankfurter Musikinternats mit einigen Mitschülern etwas streng Verbotenes. Sie lauschten auf einem alten Grammophon im Keller den Schellackplatten eines Glenn Miller und Benny Goodman. Obwohl diese Musik „undeutsch“, „artfremd“, und obendrein als Unterhaltungsmusik im Internat verboten war, setzte sich Pauls Instinkt für das Echte und Lebendige durch. Paul ging auf Distanz: „Mein Gott, wie konnten sie diese ins Blut gehende Musik verbieten?!“
Nach all diesen Trubeljahren bei Film, Funk und Fernsehen hat sich Kuhn auch als ein mutiger Arrangeur in bezug auf sein eigenes Leben erwiesen. Er stellte die Weichen von Bigband auf Trio, von Unterhaltungsmusik auf einen humorvoll gespielten Jazz um. Man muß gegen den Strom schwimmen, um zur Quelle zu kommen. Nun schließt sich für Paul Kuhn nach vielen Umwegen der Kreis. Er ist wieder an der Quelle seiner Inspiration, dem Jazz, angekommen. Nach dem Motto „small is beautiful“ kann man „Kuhn pur“ mit dem ex-Passport Schlagzeuger Willy Ketzer und dem Bassisten Paul G. Ulrich im Trio kennenlernen. Paul Kuhn ist einer der charismatischsten Musiker und Entertainer, die es hierzulande gibt. Wenn einer nach 50 Jahren Musikerlaufbahn das Prädikat „lebende Legende“ verdient, dann er.
Am 8. Juni 2001 im Theater im Schloßgarten